​Sense

Scharf, süß und rauchig floss ihm der Whiskey die Kehle hinunter. So ließ es sich aushalten.

Als das Glas sich wie von selbst leerte, goss Karl, sein Freund, ihm ein weiteres Gläschen ein. Karl war ein untersetzter älterer Herr. Schon ein paar Jahre in Rente.

Er, Wilhelm, schnitt derweil die Enden der zwei Zigarren ab und reichte Karl eine.

«Wo bleibt Heinrich?», fragte Karl.

«Er verspätet sich. Ist doch nichts Neues?»

Seufzend rollte Karl die Augen. «Nicht einmal zu seinem Geburtstag kann er pünktlich sein, und das in seinem Alter.»

Ein Klingeln.

Langsam ging Karl hinüber und hob ab.

«Ich hier! Wer da?»

Karls Augen wurden groß. Mit einem Knopfdruck hörte Willy auch was er hörte. Heinrichs kreischende Stimme. Sie hallte leicht von den Wänden wieder.

«Er ist hier! Helft mir! Der Tod!» Dazwischen hörten sie ihn schluchzen. Willy brauchte einige Sekunden bis er sich gefangen hatte.

«Richi, beruhige dich! Wo bist du?» Wilhelms Stimme klang sachlich, auch wenn sie etwas zitterte.

«Zuhause. Zuhause.», heulte es leicht verzerrt durch den Lautsprecher. Lautes Scheppern ertönte. Dabei zuckte Karl zusammen und löste sich aus seinem Schock. Willy musste nicht sehen, wohin Karl rannte, um zu wissen, dass er seine Autoschlüssel holte.

«Wir kommen zu dir!», rief er dem Hörer zu, als er sich in Richtung Tür bewegte.

So raste Karl die Straße hinunter. Dabei drückte die Beschleunigung Willy in den Beifahrersitz.

Willy war hin und hergerissen zwischen Sorge und Todesangst.

«Musst du unbedingt fahren wie der Henker?»

Auf mein Gemecker reagierte Karl gar nicht mehr. Allerdings sehr wohl auf das Aufheulen einer Sirene und Blaulicht.

 

Eine Stunde später befanden sich die Beiden auf der Wache und die ganze Belegschaft machte sich über die zwei betagten und betrunkenen Käuze lustig. Zur Beruhigung von Karl und Willy schickte man eine Streife bei ihrem Freund Heinrich vorbei. Aber auch nur damit die Beiden endlich ruhig waren. Dafür durften sie in die Ausnüchterungszelle und ihr Blut wurde auf weitere Drogen untersucht.

«Heinrich wird vom Tod geholt und wir sitzen hier. Schöne Freunde hat er da!», brüllte Karl durch die Zelle.

Im Nachhinein fragte sich Willy gar nicht mehr, wie sie hier gelandet waren. Er hoffte nur noch, dass Heinrich wohlbehalten aufgefunden würde.

«Unfassbar schnelle Freunde.»

«Jetzt bin ich wieder schuld? Willst du das im Ernst sagen?»

Daraufhin herrschte Stille.

Die Betten waren enorm unbequem. Gerade wenn man alte Knochen und schon einen Bandscheibenvorfall hatte. Wilhelm fragte sich, ob er aus diesem Bett wohl ohne Hilfe aufstehen konnte. Ansonsten hatten die Polizisten noch mehr zu lachen.

Und der Abend hatte so gut angefangen.

 

Metall schabte gegeneinander. Karl und Heinrich wurden so von Polizist Jan Herbig geweckt.

«Sie dürfen jetzt gehen.»

«Was ist mit unserem Freund Heinrich?», fragte Karl sofort.

«Er war gar nicht zuhause.»

«Das kann nicht sein.»

«Er wird sich einen Streich erlaubt haben. Wir haben die Wohnung öffnen lassen. Dort war nichts.»

 

Danach zogen fünf Jahre ins Land und Karl und Wilhelm lebten zusammen im betreuten Wohnen. Zwei rüstige Rentner in einer Schar von älteren Ladies.

Karl und Wilhelm saßen auf dem Balkon und genossen den Wein. Als Karl die süße Siebzigjährige von Gegenüber, Elenor, sah, pfiff er laut hinter ihr her. Freudig strahlte sie ihn an. «Karl du Schwerenöter.», rief sie hoch.

«Wie kannst du bei der ganzen Ausbeute nur so cool bleiben?», fragte Karl seinen Freund.

«Ganz einfach. Für solche Bräute bin ich noch nicht blind genug.»

«Frauen sind wie Wein. Werden im Alter besser.»

«Wenn sie nicht korken?»

«Du solltest dein restliches Leben mehr genießen. Wir wissen, dass es nicht ewig anhält. Nimm lieber alles mit, was das Leben dir bietet.»

Wilhelm sah sich seinen Kumpanen genau an. Das war das Ernsteste was er in den vergangenen fünf Jahren von Karl gehört hatte.

«Willst du über Heinrich reden?»

Langsam schüttelte er den Kopf und nahm einen großen Schluck Wein. Aus den Augenwinkeln sah Wilhelm eine Bewegung in der Wohnung. Zuerst dachte er, dass es seine hübsche Pflegehilfe Sandy wäre. Doch zu seinem Unmut stand ein groß gewachsener Pfleger vor ihm.

«Hallo, mein Name ist Kai Sperling. Ab heute kümmere ich mich um sie beide.»

Das ältere Pärchen guckte diesen Jungspund entgeistert an.

«Na klasse.» Der Sarkasmus in Karls Stimme war nicht zu überhören.

«Früher war alles besser.», murmelte Wilhelm mürrisch und sah dabei kritisch Kai an.

«Was ist mit Sandy passiert?»

«Sie arbeitet jetzt im Büro.»

«Und warum hat man dann nicht eine richtige Pflegerin geschickt?», fragte Karl provozierend.

«Dann werde ich versuchen mir ein paar Brüste wachsen zu lassen.»

Dabei lag ein süffisantes Lächeln auf Kais Lippen. Mit einer Gewissheit, dass sie definitiv vor ihm sterben würden. Dieses Wissen verursachte eine tiefe Falte auf Karls Stirn.

«Morgen auf deiner Geburtstagsparty sind dann wohl nur noch alte Hühner.», grummelte Wilhelm.

«Wie alt werden Sie denn morgen?» Dabei strahlte Kai und lächelte Karl an.

«80.», erwiderte dieser mürrisch.

«Das ist doch ein schönes hohes Alter.»

Die kritischen Blicke, die Kai bei diesem Satz entgegenschlugen, ließen für eine Sekunde sein Lächeln schwinden. Nach diesem Augenblick strahlte er wieder. «Ich werde mit Vergnügen auf eurer Feier erscheinen.»

Hatte er sich gerade selbst eingeladen? Doch bevor Karl und Wilhelm noch Einwände erheben konnten, verschwand Kai in Richtung Küche. Räumte mit einer enormen Geschwindigkeit die zuvor eingekauften Lebensmittel in die Schränke. Und dann verschwand er auch schon wieder.

 

Als Wilhelm am nächsten Morgen aufwachte, klapperte das Geschirr in der Küche. Verschlafen schlurfte er zur Tür und öffnete sie langsam. Er hatte erwartet Karl dort zu sehen. Aber Kai stand in der Küche. Er schnitt Fleisch in Streifen und legte es auf eine Platte. Von Karl war weit und breit nichts zu sehen.

Wilhelm sah einen Moment verdattert aus und ging dann auf den Balkon hinaus. Da war Karl und zwitscherte das erste Bier.

«Kein Bier vor vier.» Wilhelms Stimme klang nicht gerade überzeugend.

«Nach vier ist vor vier.» Dabei lag ein süffisantes Lächeln auf Karls Lippen.

«Happy Birthday!»

Danach setzte sich Wilhelm zu Karl.

«Was macht der Grünschnabel denn eigentlich schon hier?»

«Er bereitet die Party vor. Hat sich ja gestern dazu angeboten.»

«Und du hast vor, dass bis zum Letzten auszunutzen.»

Es war keine Frage. Er kannte Karl gut genug, um zu wissen, dass er seinen Vorteil bis zuletzt ziehen würde.

 

Den ganzen Vormittag verbrachte Kai damit die Party vorzubereiten. Und dies tat er mit seinem ihm eigenen fröhlichen Wesen.

Die beiden älteren Herren waren genervt davon. Selbst, als die schweren Getränkekisten von ihm hochgeschleppt wurden, war er unverschämt fröhlich.

Aber dafür war die Party perfekt vorbereitet, als um vier Uhr Elenor eintraf. Die Feier fand auf der zur Verfügung gestellten Terrasse und in Karls und Wilhelms Wohnung statt.

Elenor war schon nach zwei Gläsern des Früchtepunschs ausgelassen und tanzte mit Karl, als ob sie zwanzig wären. Ebenso wurde Wilhelm ausgelassen und tanzte mit einer Freundin von Elenor, Sabine.

 

Sabine erzählte Wilhelm von ihrer Familie, ihrem verstorbenen Mann, ihren verstorbenen Terriern. Und dem Umstand, dass sie im Moment unglücklich darüber war im Altersheim keinen Hund mehr halten zu dürfen. Da Wilhelm den richtigen Pegel hatte, empfand er das Gespräch sogar als angenehm. Obwohl es schon dunkel war, herrschte auf der Terrasse eine angenehme Temperatur.

Als er auf seine Uhr sah, erschrak er. Fünf Stunden waren seit Beginn der Party verstrichen. Er hatte Karl gar nicht mehr gesehen. Wankend stand er auf. Dabei drehte sich die ganze Welt um ihn. Komisch, er konnte sich nicht erinnern so viel getrunken zu haben. Als er sich nach vorne beugen wollte, um sich bei Sabine zu entschuldigen, sah er im Dunkeln ein Gesicht zwischen den Bäumen aufblitzen. Es war kein normales Gesicht. Es war ein skelettierter Kopf.

Keuchend drehte sich Wilhelm um und versuchte in Richtung seiner Wohnung zu laufen. Obwohl sein Blick verschwommen war, versuchte er zwischen den noch vorhandenen Gästen Karl auszumachen. Als er im Flur seiner Wohnung stand, kam ihm Elenor entgegen.

«Hast du Karl gesehen?», stammelte Wilhelm.

«Nicht seit einer Stunde. Er wollte dich suchen. Aber in der Wohnung ist er auch nicht.»

Panik überfiel Wilhelm, als er sich wieder an die Fratze im Schatten erinnerte.

 

Wilhelm wachte in einem weißen Bett auf. Alles fühlte sich matt und kribbelnd an. Wo war er? Das war nicht seine Wohnung. Karl! Dabei spürte er sein Herz bis zum Hals schlagen.

Was war mit Karl passiert? Dann konnte er sich wieder an seinen Ausbruch erinnern.

Nun sah er sich seine Umgebung genauer an. Die Wände waren mit beigem Lack angestrichen. Das Licht blendete ihn, genauso wie die Wände, obwohl diese nicht mal weiß waren. Es wirkte steril. Das Bett, auf dem er lag, hatte einen Holzrahmen und fühlte sich hart an.

Er stand auf und hatte noch die Wäsche vom Vortag an. Zumindest nahm er an, dass es gestern gewesen war. Dann stieg er aus dem Bett, öffnete die Zimmertür und schritt den Gang entlang. Überall an den Wänden hingen Tücher. Der Gang musste doch auch Türen haben. Am Ende des Flurs stand eine Bank mit einem Haltestellenschild. Auf der Bank saß eine ältere Frau in einem grünen etwas ausgeblichenen Kleid. Als sie ihn sah, fing sie an laut zu rufen.

«Huchuu, Herr Schaffner. Wann kommt denn der Zug?»

Was war nur hier los? Dann fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Sie hatten ihn nicht nur in das Altersheim verfrachtet. Er saß in der geschlossenen Abteilung.

Die Erkenntnis zwang ihn in die Knie. Er setzte sich auf den kühlen PVC-Boden. Unschlüssig was er jetzt machen sollte. Bevor er einen klaren Plan hatte, halfen ihm schon zwei Hände auf und schoben ihn den Gang entlang. Das Brüllen der alten Frau folgte ihnen. Völlig weggetreten ließ er es mit sich machen. Als er seine Umgebung wieder wahrnahm, merkte er, dass man ihn in den Gemeinschaftssaal geschoben hatte.

Kurz blickte er sich um. Man hatte ihn an den Katzentisch gesetzt. Der Ausschuss der Rentner. Rechts neben ihm saß eine ältere Dame, die ordentlich Speck auf der Hüfte hatte. Diese starrte ein Blatt an und jede Minute pickte sie das Papier leicht mit einem Stift an. Ihre Haare waren dicht an ihrem Kopf und sahen aus, als ob sie schon länger nicht mehr gewaschen worden waren.

Der Mann ihm gegenüber starrte nur vor sich auf den Tisch. Ein Vollbart verbarg den Großteil seiner Gesichtszüge. Sein Blick war leer.

Das ältere Mädchen links neben ihm hingegen wirkte noch etwas hektisch. Ein Blatt Papier lag vor ihr und ein paar Buntstifte. Ihre Hand schwebte zwischen den verschiedenen Stiften. Als sie merkte, dass Wilhelm sie ansah, blickte sie ihn neugierig an. Dann wurde ihr Blick wieder unsicher. Sah zu den Stiften runter und berührte einen roten Stift.

«Darf ich mit diesem Stift malen?», fragte sie Wilhelm.

«Nein.», fuhr er sie an.

Daraufhin wurde sie noch unsicherer. Dann nahm er den grünen Stift, gab ihn ihr. «Nur diesen darfst du benutzen.»

Wilhelm wusste, dass er fies war. Es war ihm nur egal.

Die anderen Beiden sahen nicht einmal auf. Ein Tisch an dem nur noch Gemüse saß.

Er musste sofort hier raus.

Verstohlen sah er sich um. Es gab drei Pfleger, die nichts anderes taten, als die Patienten im Auge zu behalten. Wenn er hier einfach in Richtung Ausgang spazieren würde, wäre es sehr auffällig.

Er setzte sich an einen Tisch, an dem die Patienten noch etwas fideler aussahen.

«Alles Schweinehunde. Selbst die Medikamente klauen sie einem.» Dabei fuchtelte der ältere Mann mit einem Katalog in der Luft.

«Dann sollten wir etwas unternehmen.», startete Wilhelm einen Versuch, die Patienten zu einem Aufstand zu bewegen.

«Können ja eh nichts ändern.», kam es sofort im Brustton der Überzeugung.

Vielleicht etwas Konkreteres. Also ließ Wilhelm dem Katalogwinker wissen, dass einer der Pfleger etwas mit seiner Frau hatte. Ein paar Sekunden später stürmte der Mann auf den Pfleger zu und schlug ihn mit dem Katalog.

Sofort eilten die anderen zwei Pfleger ihrem Kollegen zur Hilfe.

In diesem Tumult bemerkte niemand wie Wilhelm sich wieder auf den Flur schlich. Als er sich dem Bushaltestellenschild näherte, konnte er sofort die Frau hören.

«Wissen Sie, wann der Zug kommt?»

Charmant und in einem ruhigen Ton sagte Wilhelm: «Der fährt heute nicht hier ab. Der fährt auf Gleis 3.»

«Oh, wie komme ich denn da hin?» Ihre Stimme war laut und hallend. Wilhelm fürchtete, dass die alte Lady trotz des Tumultes zu hören war. Also sagte er lächelnd: «Hier entlang.» Dabei hielt er ihr die Hand hin um ihr aufzuhelfen. Hinter dem Vorhang war wie erwartet der Ausgang. Zu seiner Überraschung stimmten die Gerüchte über die geschlossene Abteilung des Altersheimes.

Wilhelm bugsierte seinen Anhang aus der Tür und folgte ihr. Er war immer noch in seiner Anlage. Daher kannte er sich ab hier gut aus.

«Wohin geht es denn heute?»

«Wir machen jetzt einen schönen Ausflug.», log er die Dame an.

«Ohh, wie schön. Ein schöner Ausflug.», rief diese direkt begeistert aus.

Für die paar hundert Meter bis zu seiner Wohnung brauchte das Pärchen eine ganze Weile. Seine Begleiterin war nicht mehr gut zu Fuß.

Es konnte nicht mehr lange dauern, bis ihre Flucht auffallen würde. Doch bevor er sich ernsthafte Sorgen machen konnte, stand er vor seiner Haustüre. Die Tür war weit geöffnet. Genauso auch die Wohnungstür. Als er diese betrat, fiel ihm auf, dass die Wohnung fast ausgeräumt war. Die Möbel waren abgebaut. Also ging Wilhelm in die Küche. Dort fand er nichts. Nicht einmal mehr Rückstände der Party waren auszumachen.

«Mei, ist das ein schöner Ausflug.», hörte er seine Begleiterin durch die Wohnung rufen. Diesen Satz wiederholte sie im Minutentakt.

Wilhelms Hoffnung war, Karl zu finden oder zumindest einen Hinweis auf seinen Verbleib zu entdecken. Doch nichts. Was sollte er jetzt nur machen? Es gab kein Zurück in sein Leben von gestern. Seine Wohnung wurde geräumt und sein neues Zuhause war die Hölle. Ansonsten hatte er keine Angehörigen, keine Freunde, keine Perspektive.

Dann ertönten Schritte im Flur.

«Mei, ist das ein schöner Ausflug.»

«Hallo, schöne Frau. Woher kommen sie denn?» hörte er Kais fröhliche Stimme.

«Vom Bahnhof.»

«Aha. Dann setzen Sie sich doch erst einmal hierhin und wir kümmern uns darum Sie nach Hause zu bringen.»

Danach hörte Wilhelm, wie Kai einen Anruf tätigte. Wilhelm rang mit sich selbst, ob er herauskommen oder sich weiter in der Küche verstecken sollte.

Als Kai die Küche betrat, nahm er Wilhelm damit seine Entscheidung ab.

«Wilhelm?», rief Kai überrascht. Doch in seinem Blick war eine Kälte.

«Was ist mit Karl passiert?»

«Herzinfarkt.» Dabei setzte Kai wieder sein Lächeln auf.

«Zu Tode erschreckt? Oder wurde anders nachgeholfen?» Es war nur eine Theorie, aber Wilhelm hatte damit voll ins Schwarze getroffen. Weder Heinrich noch Karl starben eines natürlichen Todes. Und ihm, Wilhelm, würde es genauso gehen.

«Macht das einen Unterschied?» Kai wusste, dass er seine Maske nicht mehr aufrechtzuerhalten brauchte. Niemand würde Wilhelm glauben und Karls Tod würde niemand für Mord halten.

«Und ich werde nun auch an meinem achtzigsten Geburtstag sterben? Oder wird es schneller gehen?»

Kai blieb ihm eine Antwort schuldig. Stattdessen zog er ein kleines gläsernes Gefäß aus seiner Tasche und stellte dieses auf den Küchentisch.

«Du kannst dich entscheiden. Ein Leben in der Geschlossenen oder du kannst dein Leben damit beenden.»

«Warum?»

«Auge um Auge.», sagte er schlicht.

Dabei wurde es Wilhelm heiß und kalt zur selben Zeit. Eine Erinnerung, die er schon mehrere Jahrzehnte verdrängt hatte stieg in ihm hoch. Sein schlechtes Gewissen kam wieder.

«Kowalski?»

Kai nickte lächelnd.

Traurig und verzweifelt sah Wilhelm das Glas auf der Ablage an. Eine Wahl hatte er nicht. Sein Leben war vorbei. Dennoch hatte er eine Frage.

«Die Bowle?»

«LSD.»

Kai hatte ganze Arbeit geleistet. Wilhelm nickte und nahm das Gläschen, schraubte es auf und trank es. Mit einem Klirren stellte er das leere Glas zurück auf die Ablage.

Lächelnd nahm Kai das Glas wieder an sich und ging in den Flur.

«Ist das ein schöner Ausflug.», trällerte die Frau in Grün.